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Wir sind zwar gerade nicht vor Ort, aber auch nicht aus der Welt... Wir möchten Euch mit diesem Blog auf dem Laufenden halten, wie es uns in Brasilien gefällt, was wir erleben und denken, einfach wie es uns so geht. Wir freuen uns, wenn Ihr mit uns auch News aus der Heimat teilt und uns auf dem Laufenden haltet! Beijos!!!

Mittwoch, 8. August 2012

Episode 3: AMAZONAS: Unsere Kreuzfahrt auf dem Rio Negro - Naturerlebnis der besonderen Art

Wenn Euch meine Berichte bisher gefallen haben, dann wartet mal ab, was jetzt kommt. Dieser Teil muss alle anderen übertreffen, denn unser Trip in den Amazonas war für mich das absolute Highlight der Reise, wenn nicht sogar die beste Reise, die ich je unternommen habe. Wenn ich anfange, jemandem von den vier Tagen auf dem Rio Negro, also dem Schwarzen Fluss, zu erzählen, komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Und ich gebe mein Bestes, diese Gefühlswallungen auch hier widerzugeben.

Als Einstieg finde ich, ist es dieses Mal wieder an der Zeit einen Blick auf die Landkarte zu werfen. Soweit haben wir uns innerhalb Brasiliens schließlich noch nie von Sao Paulo wegbewegt. Von Sao Paulo nach Manaus ist es ein ganz ordentliches Stück, wie ihr seht: 2.695 km (Luftlinie) oder eben 4 Stunden Flugzeit - und eine Stunde Zeitdifferenz.
Bei meiner Suche nach einer geeigneten Karte bin ich auf die nachfolgende gestoßen, die praktischerweise auch die anderen Stationen unserer Reise gleich noch mit anzeigt: Rio, Foz und Salvador - nur dass wir die Tour in einer anderen Reihenfolge gemacht haben.

Am Flughafen in Manaus angekommen, waren wir erstmal "beeindruckt" vom Flughafen an sich. Überall regnet es durch die Decke rein und im gesamten Flughafengebäude sind Eimer in allen Größen und Farben positioniert, die das Wasser auffangen. Aber auch in Manaus sind sie ganz wild am Bauen und werden wohl für die WM sowohl ein nagelneues Stadion als auch einen modernisiserten Flughafen haben. Man darf also gespannt sein.

Der Weg vom Flughafen zum Hafen war auch etwas aufregend: Die erste Hürde war ein Taxi zu finden, das bereit war mit Taximeter zu fahren und nicht den Festpreis (58 Reais) verlangte - und in das wir vier mit unserem ganzen Gepäck auch reinpassen. Auf dem Weg in Richtung Centro bzw. Hafen hat dann der LKW zwei Fahrzeuge vor uns drei seiner meterlangen Metallplatten verloren, die quer durch die Luft flogen. Wär nicht schön gewesen, wenn uns eine davon getroffen hätte, aber es ist zum Glück nichts passiert. Kilometer später hat es der LKW-Fahrer dann auch mal gemerkt und seine Ladung kontrolliert. Unser Taxifahrer fand das jedenfalls ganz amüsant.

Unser erster Eindruck von Manaus (übrigens: Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas) war nicht so toll. Sieht alles recht runtergekommen aus. Am Hafen angelangt, waren wir uns auch nicht sicher, ob wir wirklich  aussteigen wollten.
                          

Der Taxifahrer wusste nicht, wo dieses "Schiff" sein sollte, musste dann mehrmals mit der Zentrale telefonieren bzw. funken und mehrere Kollegen am Straßenrand fragen, bis wir dann endlich einen netten Herrn mit Iberostar-Polo am Straßenrand entdeckt haben. Die Rettung!

Und das hier war es also, unser Kreuzfahrtschiff für die nächsten vier Tage: Das Iberostar Grand Amazon Hotel Ship. Das sieht hier größer aus, als es ist, hat insgesamt aber nur um die 75 Kabinen, also für 150 Leute Platz. Bei unserer Tour war es nicht ausgebucht, angeblich nur so um die 80 Passagiere an Bord. Und ich sag´s Euch: Allein der Dampfer war schon der Knaller. Die hätten mit mir auf der Echaz, auf der Wiesent oder auf der Pegnitz rumschippern können und ich wäre schon happy gewesen. All inclusive bedeutete in dem Fall, dass einfach alles inklusive war ;), sogar auch die Minibar, Roomservice und eben alle Ausflüge. Es gab rund um die Uhr an einer der Bars oder Restaurants was zu essen. Und die Buffets waren vom Feinsten. Iberostar ist ja eine spanische Kette und diese "Grand"-Serie ist deren höchste Kategorie. Es blieb wirklich kein Wunsch offen, das Personal war total auf zack und alle haben uns super umsorgt. Auf diesem Schiff ist auch jede Kabine eine Außenkabine und hat einen Pool (ups, verschrieben, ich meinte natürlich Balkon). Das einzige, was mich wirklich geärgert hat: Dass wir nur die 4-Tages-Tour auf dem Rio Negro gemacht und nicht noch die 3 Tage auf dem Rio Solimoes drangehängt haben. Aber dann halt beim nächsten Mal. Ich will diese Tour unbedingt nochmal in meinem Leben machen. Je nach Wasserstand (und wir hatten den absoluten Höchststand der vergangenen Jahre erwischt) bieten sich immer wieder andere Landschaften. Und diese Ruhe und Natur. Es war einfach ein Traum!

Der riesen Vorteil, wenn man sich für die Schiffsvariante und nicht für eine der Jungle-Lodges entscheidet, ist einfach, dass man mobil ist. Wir waren jeden Tag an einem anderen Ort und haben so viel gesehen - ich würde es genau so wieder machen.
Dieses eine  Foto habe ich bei google gemopst.
                        

Kurz nach der Ausschiffung - im Hintergrund sieht man noch Manaus.
Wir wären auch gute Darsteller für "Titanic" gewesen, findet Ihr nicht?

Am ersten Abend nach dem Essen waren meine Mama und ich uns noch nicht ganz sicher, ob wir vielleicht seekrank werden würden. Es hat schon ein wenig gewackelt, obwohl sich der Fluss im Vergleich zum offenen Meer natürlich kaum bewegt. Flo und ich haben todesmutig bei offener Balkontür geschlafen - todesmutig deswegen, weil wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass es aufgrund der Wasserkonsistenz im Rio Negro kaum Insekten gibt, weil sich diese in dem Wasser nicht fortpflanzen können. Über Nacht haben wir dann auch geankert und ich habe eine der ruhigsten Nächte meines Lebens erlebt und geschlafen wie ein Baby. Als es langsam in unserer Kabine etwas hell wurde, bin ich aufgestanden und auf den Balkon gegangen. So langsam ist der Wald gegenüber auch erwacht und man hat nichts gehört außer dem langsam lauter werdenden Vögelgezwitscher. Richtiger Balsam für die Seele.

Es war jedenfalls kurz vor 6 Uhr und auf einem unserer Nachbarbalkone war auch schon jemand wach:

Und so haben wir gleich am ersten Morgen einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Regenwald direkt von unserem Balkon aus (noch im Schlafanzug) erleben können. Wenn die Reise danach vorbei gewesen wäre, wäre ich schon höchstzufrieden und überglücklich gewesen.

Aber das war ja erst der Anfang: Nach dem Frühstück (täglich 7 Uhr) ging es um 8 Uhr auch zum ersten Mal mit dem Speedboat los. Eine Dschungelwanderung stand auf dem Programm und ich möchte nochmal betonen (weil ich es selber noch nicht glauben kann): Im Amazonischen Regenwald.

Wirklich viele Tiere haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Ein paar Käfer, jede Menge Ameisen und Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen. Die großen Tiere sind alle nachtaktiv (zum Glück) und generell sind wohl derzeit viele Tiere (v.a. Affen) viel tiefer im Wald anzutreffen, wo sie mehr Nahrung finden. Die Guides kommen alle aus der Region und kennen den Wald wie ihre Westentasche, das ist echt beeindruckend. Unser Guide Jefferson spricht 14 Sprachen fließend. Er ist an einem kleinen Flußlauf aufgewachsen, seine Familie hatte kein Geld und er hat die Sprachen gelernt, in dem er Radio gehört hat. Ist das nicht wahnsinnig? Und wir mühen uns hier zwei Jahre schon allein mit portugiesisch ab....

Am Nachmittag ging es dann auch schon weiter flussaufwärts. Ist das nicht eine herrliche Kulisse für eine Bootstour???
Mittagessen bei einem leichten, vorbeiziehenden Urwaldregen - wir haben gelernt: Ohne Regen kein Regenwald...
aber diese eine Brise war die allereinzige auf unserer Tour
Blick aus unserer Kabine

Am zweiten Abend ging es nach dem Essen um 21:30 Uhr noch los (ja, und ich war auch am Start): Unser Ziel: Alligatoren. Man sieht das auf den Fotos nicht so gut, aber es war stockfinster und unser Bootsführer ist nur dem Kegel der Taschenlampe gefolgt, mit dem Jefferson nach den Alligatoren Ausschau gehalten hat. Ich habe schon jeden Moment damit gerechnet gleich einen Baum im Gesicht zu haben. Alle auf dem Boot waren ganz leise, wir wussten ja nicht, ob wir die Tiere verscheuchen, wenn wir reden oder wie diese Expedition jetzt ablaufen würde. Jefferson hat dann an eine Stelle am Waldrand mit seiner Lampe "hingefuchtelt", was für den Fahrer das Zeichen war: Alligator in Sicht. Er hat sich dann vornüber über den Bootsrand gelegt, ein Griff ins Wasser und da hatten wir das Baby im Boot. Wirklich beeindruckend. Mein Dad ist kurzerhand zum Lichttechniker umfunktioniert worden. Wir haben an dem Abend zwei verschiedene Alligatorjungen ins Boot geholt (bekommen). Die Haut fühlt sich je nach Rasse ganz unterschiedlich an. Jefferson hat den ja gut festgehalten und da habe ich mich dann schon getraut das mal zu testen.

Nächster Tag, nächste Erlebnisse: Bei manchen Bootstouren sind wir einfach durch den Wald gefahren. Das Interessante ist, dass durch den momentanen Wasserstand nur die Baumkronen aus dem Wasser schauen. Wo sonst Sandbänke sind, ist zur Zeit überall Wasser. Und so sind wir teilweise wirklich richtig durch die Baumkronen geschippert.


Ein weiteres Highlight war der Besuch in Novo Airão (bereits acht Bootsstunden von Manaus entfernt). Dort hatten wir die Möglichkeit die "rosa Delphine", die botos hautnah zu erleben. Die botos kommen wohl überall im Amazonas und den Nebenflüssen vor. Dort kommen aber einige immer wieder hin, obwohl sie frei leben und werden gefüttert.

Am Nachmittag haben wir einen Indianerstamm, das Dörchen "Nova Esperança" besucht und ein wenig über das Leben der Leute und deren Kultur erfahren.
... und natürlich Kunsthandwerk geshoppt

Eine morgendliche (5:45 Uhr) Ausfahrt, um den Sonnenaufgang zu erleben, stand ebenso auf dem Programm wie...

... unser neues Hobby: Piranhafischen.

Mein Dad hat sich einen Namen als "the mashine" gemacht: Das ganze Boot hat zusammen nicht so viele Fische gefangen, wie er allein. Aber ich glaube, es lang an seiner Position - rechts vorne ist doch bekannt dafür, oder?
Unser Führer Rafael hat uns demonstriert, was für fiese Beißerchen die kleinen Monster haben.

Aber ich war mit meiner Ausbeute: 1 Piranha und 1 anderer Fisch auch recht zufrieden

Außer den fleischfressenden und sonstigen Flussbewohnern haben wir bei dieser Ausfahrt sogar noch ein paar Tiere gesehen. Ein paar recht hübsche (aber wohl ziemlich aggressive) Äffchen - Rafael hat denen voller Respekt eine Banane gefüttert - und ein Faultier (übernächstes Bild). Das kann man leider ganz schlecht erkennen, es hängt da lahm am Baum - ist ja auch ein Faultier :-). Ich mach das Bild mal extragroß, vielleicht seht Ihr es dann (wir hatten leider das große Objektiv nicht dabei)?! Es ist jedenfalls grau und hält sich vorne mit den Krallen am Baumstamm fest.
Der Fahrtwind war nicht zu unterschätzen. Mamas neue Mütze hat beispielsweise
genau 2 Minuten vom ersten Bootstrip miterlebt und dann: tschau! hihi

Wir waren auch noch im Kautschuk-Museum, wo wir mehr über die Zeit der steinreichen Kautschukbarone und deren Sklaven erfahren haben (anders kann man das bei ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht nennen). Die Vila Paraiso wurde eigens als Filmset für die Dreharbeiten zu "A Selva" (2002) errichtet (also "Der Wald", wobei ich nicht weiß, ob es eine deutsche Version davon gibt) und dient heute als Museum. Den Film möchte ich mir unbedingt noch anschauen. Er handelt eben vom Leben mit den vielen Gefahren des Waldes (kampfbereite Indios, Krankheiten, etc.).
Die Kirche: Selbst der "Pfarrer" war ein Spion vom Boss und hat die armen Wichte diesem ausgeliefert.

Leider sind die vier Tage, wie gesagt, viel schneller vergangen, als uns lieb war....
letzter Nachmittag auf dem Schiff
im Hintergrund sieht man schon wieder die Brücke von Manaus ;-(
letzter Sonnenuntergang auf dem Schiff

Und klar: Was darf bei einer ordentlichen Kreuzfahrt nicht fehlen: Ein Kapitänsdinner zum Abschied. Ich will da wieder hin zurück!!!

... und eine Folklore-Show: @ Sarah: Kannst Du mal die Dani fragen, ob sie einen Nebenjob hat? Die Dame sieht ihr doch zum Verwechseln ähnlich, findest Du nicht?

Am Tag der Ausschiffung sind wir dann als letzten Programmpunkt noch beim "Encontro das Àguas" vorbeigekommen. Über mehrere Kilometer verlaufen der Rio Negro und der Rio Solimoes nebeneinander her, ohne dass sie sich vermischen. Das hat mit den unterschiedlichen Wassertemperaturen, Fließgeschwindigkeiten, etc. zu tun und ist ein echtes Naturschauspiel.
Tschüß Schiff, tschüß Amazonas - ich werde Dich vermissen!

Nachdem unser Weiterflug nach Salvador erst am Nachmittag war, haben wir uns für einen Late-Check-Out entschieden, um noch ein wenig an Bord bleiben zu können (bzw. Flo und ich haben noch ein wenig das Hafengebiet erkundet). Ihr könnt das vielleicht nicht glauben, aber ich war richtig traurig, als wir mittags dann das Schiff verlassen mussten. Ich hoffe wirklich nur, dass der Abschied nicht für immer war!