Boah, ich sag´s Euch: ich hatte heute den allerschlimmsten, längsten, ineffizientesten Behördengang, den man sich vorstellen kann. Ich krieg mich gar nicht mehr ein...
Als Ausländer muss man sich 30 Tage nach der Einreise in Brasilien bei der Policia Federal melden und Fingerabdrücke aller 10 Finger (!) abgeben um eine Art Ausländer-Personalausweis zu bekommen (den man dann eh nicht bekommt, weil er noch nicht fertig ist - aber egal).
Ok, heute war also mein "großer" Tag: natürlich an dem Tag, an dem ich Vorlesung habe und auch natürlich zu der Uhrzeit zu welcher ich Vorlesung habe. Total optimistisch habe ich also vorher meine Sachen in den Vorlesungsraum gebracht und meinen Lehrerinnen Bescheid gegeben, dass ich später kommen werde.
So: die FAAP hat uns dann mit einem kleinen Bus zur Policia gekarrt. Auf der Etage, wo wir hinmussten, haben ca. 200 Leute gewartet... es gibt 4 verschiedene Schalter, wobei keiner genau weiß, welcher Schalter für was zuständig ist. Wir waren 8 Studenten und 2 Begleiter. Wir mussten vor einem Raum warten... ca. 45 min. Nachdem die FAAP jede Woche mit Studenten dort hingeht und die Damen alle dort kennen, konnten sie den Prozess beschleunigen und wir kamen dann alle gleichzeitig dran. Theoretisch wäre die Action also in ca. 1 Stunde erledigt gewesen.
Jetzt kommt das ABER: von einigen von uns wurde der Pass (der eigene + dieser Wisch, der als Ersatz für einen brasilianischen zählt) einbehalten, da der 30-Tages-Zeitraum etwas überschritten wurde. Die "Menschen" dort mussten dann erst checken, ob die Unterlagen rechtzeitig da waren und eben nur der Tag des Fingerabdrucks verspätet war. Das hat dann ca. 1 weitere Stunde gedauert und alle bis auf 2 hatten dann ihre Pässe. 1. Problemfall: Eine der Amerikanerinnen hat leider diesen 30-Tages-Zeitraum um ich glaube 12 Tage überschritten und ihr wurde gesagt, dass sie eine Strafe von ca. 40 Reais zahlen muss. Da wurde dann natürlich diskutiert.... mit jedem Schalter.... weil man ja nicht weiß, welcher zuständig ist. Aber dann: fanden die auch noch heraus, dass sie schonmal ein Visum hatte und daher die Strafe in ihrem Fall dann doch: 330 Reais ist.... dann wurde weiter diskutiert.... aber sie muss zahlen. So jetzt kommt aber die arme Bethany aus Amerika dran: ihre Story ist so strange, dass sie fast schon wieder lustig ist, sie aber evtl. auch teuer kommt. Bei ihrem Visumantrag hat sie von ihren Eltern nur die Initialen der Vornamen angegeben, nicht die vollen Namen (das geht natürlich gar nicht). Irgendein Amt hat sie dann bereits vor einigen Wochen zurück zum Konsulat geschickt, sie muss das dort ausbessern lassen (dass die das nicht selber können/ dürfen/ machen, ist ja klar). So: jetzt hat sie heute also die Fingerabdrücke gemacht und dann haben sie gesehen, dass ihr ursprünglicher Antrag die 30 Tage ebenfalls überschritten hat. Sie muss ebenfalls 330 Reais bezahlen (warum bei ihr die 40 nie im Gespräch waren, weiß ich nicht, ich bin irgendwann ausgestiegen). Sie und die beiden Damen der FAAP haben dann jedem (!) - ich schwör: jedem an jedem Schalter, den sie kannten oder auch nicht - diese Story erzählt. Dass man damals schon so kleinlich war, sie es dann auch brav ausgebessert hat, man ihr jetzt aber Probleme wegen der Frist macht, was natürlich keinen Sinn macht. Wir (die restlichen 6) warten also mit vielen vielen anderen Asiaten, Peruanern und sonstigen Ausländern in einer mega-hässlichen Wartehalle... wir warten.... die Angestellten gehen nach und nach heim... verabschieden uns teilweise sogar, weil ja jeder die Story der Studentin mittlerweile kennt... wir warten immer noch... und dann: gehen wir!!! Weil uns am heutigen Tag dann doch niemand mehr sagen kann, ob sie zahlen muss oder nicht: sie muss morgen wieder kommen und das Ergebnis erfragen!!!! ZUFÄLLIGERWEISE muss eine der FAAP-Damen morgen auch nochmal hin, weil man ihre Quittung der Ausweisgebühren der Bank nämlich heute auch nicht akzeptiert hat und sie das auch erst verifizieren lassen und morgen nochmals antanzen muss.... Glaub ich das?! Ich kam um 18:50 Uhr (zur Veranschaulichung: wir sind um 13:45 Uhr (mit einer Viertelstunde obligatorischer Verspätung) an der Uni los) wieder an der Uni an. Klar, dass meine Stunde dann längst vorbei war und es dunkel war und ich den Bus nicht mehr nehmen konnte/ wollte. Klar, dass dann gerade Rushhour war zum Heimfahren.... Aaaargh. Achso: für die ganz aufmerksamen Leser: meine Bücher hat meine amerikanische Mitstudentin mitheimgenommen. Jetzt muss ich die morgen abholen, damit ich Hausaufgaben machen kann... da hängt echt ein Rattenschwanz dran. Warum erzähl ich das hier?! Ehrlich gesagt: nicht nur für Euch. Ich will das auch niederschreiben, damit ich mich selber später mal daran erinnere, was ich hier so alles erlebt habe... und vielleicht, wenn ich so eine Pro/Kontra-Liste vor der Abreise brauche, damit ich weiß, auf was ich mich in Deutschland freue :)